
22/01/2025 0 Kommentare
Verständnis - Vertrauen - Verbindung Teil 3: Verbindung
Verständnis - Vertrauen - Verbindung
Verständnis führt nach meiner Auffassung zu Vertrauen und aus Vertrauen entsteht Verbindung .
Verbundenheit ist das Gefühl, einer Person oder einer Personengruppe zugehörig zu sein und in einer gegenseitigen, vertrauensvollen Beziehung zu stehen. Nach Friedemann Schulz von Thun ist Verbundenheit eines der vier seelischen Grundbedürfnisse von Menschen, neben dem Empfinden des eigenen Wertes, einem ausreichenden Grad an Freiheit und dem Gefühl, geliebt zu werden. Nach meiner Auffassung trifft dies nicht nur auf Menschen, sondern auch auf jedesde Lebewesen zu.
Paul Watzlawick sagt, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Daran angelehnt denke ich, dass der Mensch nicht verbunden sein kann. Die Qualität der Verbindung bestimmt unser Wohlgefühl damit. Und hier ist es für mich unerheblich, ob ich eine Verbindung zu Menschen oder Tieren oder Pflanzen oder anderen Lebewesen aufnehme. Ja, es kann sogar nach meinem Empfinden eine Verbindung zu vermeintlich unbelebter Materie wie zB Steinen entstehen.
Als Lehrerin, Trainerin und Energetikerin stellt sich nun die Frage, wie ich eine harmonische, tiefe und vertrauensvolle Verbindung zu (lernenden) Menschen bzw. Tieren erschaffe.
So eine Verbindung erschaffe ich nicht. Ich stelle sie nicht her. Aber ich kann sehr viel tun, damit sie harmonisch, tiefgehend und vertrauensvoll erwächst und erhalten bleibt. Und natürlich kann ich anhand der Betrachtung der jeweiligen Interaktionen Mensch-Mensch oder Mensch-Tier die Qualität der Verbindung erkennen und beeinflussen. Ich kann eine Verbindung hegen und pflegen oder zerstören. Ich kann sie fördern oder unterbinden. Eine tiefe, harmonische, vertrauensvolle, von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägte Verbindung ist nichts, was ich erwarten oder einfordern kann. Es ist ein Geschenk, das sich aus gegenseitigem Verstehen und Vertrauen bilden kann. Je tiefer diese Verbindung ist, um so belastbarer ist sie auch. Die Früchte einer solchen tieferen Verbindung zu Tieren und besonders zu Pferden in meinem Leben füllen einen großen Obstkorb, den ich voll Dankbarkeit betrachte.
Zwei Beispiele seien hier erwähnt: mein erstes Pflegepony Prinz, ein hervorragender Pferdelehrer, der in mir nicht nur die Horsewoman, sondern auch die Tierkommunikation erweckt hat und Skandur, mein erstes eigenes Pony.
Es war Anfang der 80er Jahre. Prinz musste zum Hufschmied und damals gab es in unserem Dorf Sammeltermine, wo sich Pferde und ihre Menschen aus der Umgebung zur Hufbearbeitung trafen und darauf warteten, dass sie beim Schmied an der Reihe waren. Prinz und ich mussten warten, wie viele andere auch. Da war auch eine Ponystute mit ihrem Fohlen bei Fuß. Ich kann mich nicht an die genauen Umstände erinnern, jedenfalls trat das Fohlen irgendwann während der Warterei sehr heftig aus. Prinz und ich waren nicht gemeint, aber ich bekam den Tritt von hinten in die Kniekehle. Dem heftigen Schmerz folgte eine Ohnmacht. Alles ging so schnell, dass ich nach dem Schmerz nichts mehr mitbekam. Und wie sich herausstellte, hat auch niemand sonst etwas mitbekommen. Niemand außer Prinz. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich zwischen ihm und der Wand des Bauernhauses wieder. Mit seinem Körper hielt er mich an die Wand gedrückt, damit ich nicht umfiele. Als ich wieder bei mir war, verfolgte auch Prinz wieder seine eigenen (kulinarischen) Interessen und ich war das Anhängsel am anderen Ende des Halfterstricks. Unsere gemeinsame Zeit war zu diesem Ereignis noch nicht sehr lang. Unsere Verbindung war aber schon so tief, dass die daraus resultierenden Ergebnisse Fürsorge des Pferdes mir gegenüber Schlimmeres in der Situation verhinderte. Zum Glück ging die Ohnmacht schnell wieder, die Schmerzen blieben noch ein paar Tage, aber die Hochachtung dieses Ponymanns gegenüber und die Liebe zu ihm reichen über seinen Tod hinaus.
Das zweite Beispiel zum Thema tiefe Verbindung ist eine Begebenheit mit Skandur. Wir waren auf einem Ausritt. Er war noch nicht lange unter dem Sattel. Auf einer Wiese sind wir galoppiert. Alles gut, kontrolliert und in Harmonie. Also zumindest wir beide zueinander, zum Untergrund war es leider nicht ganz so harmonisch. Das Pony glitt auf dem feuchten Gras aus und verlor den Halt, wir stürzten, mein Bein geriet unter das Pferd und beim Aufstehen drehte ich mich so unglücklich, dass mein Fuß durch den Steigbügel rutschte und ich bäuchlings und Kopf über am Pony hing. Ein Befreien aus dieser Lage war mir unmöglich. Ich hatte Angst und auch das Pferd hatte große Angst. Innerhalb von Sekunden war Skandur so nass geschwitzt, dass der Schweiß in Bächen auf das Gras der Wiese tropft. Wir waren allein, keiner da, der mich befreite, ich hilflos an einem ängstlichen Pferd baumelnd. Vor meinem inneren Auge spielen sich Szenen aus Westernfilmen ab, in denen die Protagonisten am Pferd hängend zu Tode geschleift wurden. … Ja, das waren komische Gedanken, und auch die Zeit verlief anders. Plötzlich war alles viel langsamer, die Geräusche in der Nähe ganz klar, laut und deutlich, dafür keine Wahrnehmung mehr außerhalb unserer kleinen Blase. Aber das Wichtigste für mich war: Skandur rannte nicht kopflos und panisch los, wie es naheliegend für ein erschrecktes Fluchttier wäre. Er blieb stehen, schwitzte und tropfte seine Angst auf die Wiese und rettete mir das Leben, indem er gegen seine Natur handelte. Er hat sogar meine unbeholfenen und erfolglosen Aufstandsversuche ertragen und so lange ausgeharrt, bis eine zufällig vorbeikommende Stallkollegin uns retten konnte. Danke Anja und Danke, mein großartiger, kleiner, wilder Tinker.
Aus Verständnis ist Vertrauen erwachsen und eine tiefgehende Verbindung unserer Seelen.
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