Verständnis - Vertrauen - Verbindung Teil 1: Verständnis

Verständnis – Vertrauen – Verbindung

 

Diese drei Worte sind für mich die Grundlage einer Beziehung. Ähnlich wie die drei Beine eines Hockers, auf dessen Sitzfläche man sich voller Zuversicht niederlassen kann. Dabei habe ich im Laufe der Jahre festgestellt, dass es völlig unerheblich ist, ob die Beziehung innerhalb einer Spezies oder Spezies übergreifend existiert.

 

 

Gegenseitiges Verständnis oder zumindest die Bereitschaft dazu ist für mich eine wichtige Grundlage für eine respektvolle Beziehung.

 

Als Lehrerin und Trainerin ist es wichtig, dass ich verstehe, wo meine Schülerinnen und Schüler stehen, damit ich sie optimal abholen und begleiten kann. Dazu muss die Lernathmosphäre stimmen, die Didaktik muss auf die entsprechende Situation angepasst sein und auch die Lerninhalte müssen so aufbereitet sein, dass die Lernenden den größten möglichen Nutzen daraus ziehen können. Extrinsische oder intrinsische Motivation, Lerntypen und Lernkanäle wie zB haptisch, visuell, akustisch, kinästhetisch, verbal und noch viele andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle und müssen vom Lehrenden verstanden werden, um in der Lernsituation gewinnbringend eingesetzt werden zu können.

 

Genauso wichtig ist es zu verstehen, wie es dem Lernenden von der Psyche geht. In Angstsitationen kann das Gehirn nicht lernen. Traumata können grenzend wirken, genauso wie die gesundheitliche Befindlichkeit, wie Umgebungseinflüsse, das Klima oder die Position des Lernenden innerhalb der Lerngruppe. All das finde ich wichtig zu verstehen und zu berücksichtigen.

 

Wenn ich als Lehrende das oben Genannte verstehe, habe ich Verständnis, ist schon einmal eine gute Ausgangsbasis geschaffen, um das, was ich vermitteln möchte, an den Menschen oder das Tier „zu bringen“, Wissen weiter zu geben, Impulse zu setzen, Fähigkeiten und Fähigkeiten entstehen und wachsen zu lassen. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch verstanden werde. Kommt das, was ich meine und wie ich es meine auch bei meinem Gegenüber an? Es ist neben dem Verständnis von Psychologie, Verhaltensweisen, Lerntheorien auch die Kenntnisse von Kommunikationstheorien wichtig. Sender und Empfänger, Selbstmitteilung, Beziehungsebene, Sachebene, Aufforderung, Körpersprache, versteckte und sichtbare Kommunikationsebenen, Rangordnung, Beutetier oder Beutegreifer, Geschlecht und Geschlechterrolle und so vieles mehr spielen beim Verstehen und Verstehen-werden eine Rolle.

 

Verstehen auf der Ebene der Sachinhalte, verstehen der persönlichen Situationen, Strukturen und Befindlichkeiten, Verständnis für das Individuum, seine Persönlichkeit und seine ganz spezifischen Lebensumstände und Eigenheiten und das Verstanden-werden sind für mich alle Aspekte des Begriffsverständnisses. Wenn das Verstehen vorhanden ist, kann Vertrauen wachsen. Verstehen vertreibt Angst und Unsicherheit und lässt Zutrauen in sich und andere entstehen.

 

Skandur, mein erstes eigenes Pony, kam aus Irland, roh und traumatisiert. Er ließ sich nicht anfassen oder halbern, jeder Umgang war von Angstreaktionen geprägt. Ich habe verstanden, dass und warum er Angst hat. Außerdem habe ich einen Plan entwickelt, ihm zu vermitteln, dass er vor mir keine Angst zu haben braucht. Als erster Schritt dieses Planes stand auf meiner Liste: Nähe. Nähe zu mir zulassen können, diese nicht ertragen zu müssen, sondern aus der Nähe Vorteile für sich selbst ableiten zu können. Für mich bot sich da natürlich als Lernunterstützung „Essen“ an. Nahrung ist essentiell. Wer Nahrung schaffen kann, hat eine gute Position innerhalb der Gemeinschaft. Super Voraussetzung, einem ängstlichen und traumatisierten Pferd zu vermitteln, dass der Umgang mit mir von Vorteil ist. Also schnappte ich mir eine Handvoll Äpfelchen, schnitt sie in mundgerechte Stücke, strich meine Kleidung mir dem Saft ein, damit ich auch schön nach dieser Leckerei roch und mich mit ausreichend Abstand zum Pferd in seine Box setzte. Mein super Plan ging leider nicht auf. Das Pferd drehte mir seine Rückseite zu, versenkte den Kopf in der Ecke und signalisierte mit jeder Faser seines Körpers seinen Rückzug und Unbehagen. Selbst die Apfelstückchen aus der Futterschale wollte es nicht nehmen. Großes Unverständnis meinerseits. Die Futterschale kannte er, damit erhielt er sonst auch sein Essen. Die Äpfelchen dufteten sogar für meinen wenig ausgeprägten menschlichen Geruchssinne ganz köstlich. Aber keine Chance. Skandur wollte nicht näher kommen oder etwas mit mir zu tun haben. Nach sehr langer Zeit des nur Daseins beendete ich diesen Versuch und verließ die Box. Skandur hatte seine Position in der Ecke angegeben und mich zumindest angeschaut. Der erste zaghafte Annäherungsversuch. Natürlich habe ich lange an dem Tag darüber nachgedacht. Und wohl auch noch im Schlaf das Problem bearbeitet, denn als ich am nächsten Morgen aufwachte war in meinem Kopf die Frage: Kennt das Pony überhaupt Äpfel? Wusste es, dass das in meiner Hand etwas total Leckeres war? Also kurz entschlossen den Nähe-Versuch wiederholt, nur jetzt mit Hafer. Tja, was soll ich sagen? Hafer ging, Apfel nicht. Er kann wohl keine Äpfel. Nachdem ich das verstanden hatte, nahm das Projekt Nähe Fahrt auf und wir machten richtig gute Fortschritte. Äpfelchen haben sich dann doch noch als Leckerchen etabliert.

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